Von Speiseplan bis Krankheit
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Von Speiseplan bis Krankheit

Was der Uringeruch verrät

Uringeruch ist für die meisten Menschen nicht sehr appetitlich. Dabei lassen sich daraus durchaus interessante Informationen ablesen. Zum Beispiel, was man gegessen hat oder an welcher Erkrankung man leidet.

Schon 144 Gerüche dokumentiert

Im Gegensatz zum Tierreich verwenden Menschen ihren Urin und seine Gerüche nicht zur Kommunikation. Trotzdem hat der gelbe Saft Ärzt*innen und Patient*innen einiges zu sagen. Und dabei spielt neben seiner Farbe und seinen labortechnisch nachgewiesenen Bestandteilen auch der Geruch eine Rolle. Der entsteht durch chemische Metaboliten und flüchtige organische Verbindungen, die der Mensch über die Niere ausscheidet.

Insgesamt kommen Expert*innen bisher auf 144 Gerüche, die in die Kategorien von duftend, holzig, fruchtig und ekelerregend eingeordnet werden. Wichtig dabei: Aufgrund genetischer Veranlagung kann nicht jeder Mensch auch jeden Geruch wahrnehmen. Manche Gerüche sind harmlos, andere können Hinweise auf Erkrankungen sein und erfordern eine weitere Abklärung. Die Urologin Dr. Daniela Vieheller hat einige typische Düfte und ihre Bedeutung zusammengetragen:

  • Ein süßlicher Uringeruch weist auf eine vermehrte Ausscheidung von Ketonen (Abbauprodukte des Fettstoffwechsels) hin. Dies geschieht z. B. bei langem Fasten oder bei Fieber. Bei Diabetiker*innen kann der Geruch ein Hinweis auf eine Ketoazidose sein und sollte deshalb abgeklärt werden.
  • Schwefelig kann der Urin nach dem Verzehr von schwefelhaltigen Lebensmitteln wie Spargel, Knoblauch, Zwiebeln oder Kohl riechen.
  • Stechend-beißend riecht Urin vor allem bei Harnwegsinfekten, aber auch bei Dehydratation (Austrocknung) oder Lebererkrankungen.
  • Popcorngeruch tritt manchmal nach dem Verzehr von Reis, Weizen, Mais und Spinat auf.
  • Gummibärchenartig oder wie Lindenblüten duftet der Urin bei einer Infektion mit dem Keim Pseudomonas aeruginosa.
  • Ein Weinaroma riecht Urin manchmal nach dem Verzehr von Lebensmitteln, die n-Butanol enthalten. Dazu gehören Melonen, Käse, Äpfel oder gekochter Reis.
  • Duftet der Urin nach Bier, steckt womöglich eine Hefepilzinfektion der Blase mit gleichzeitiger erhöhter Zuckerausscheidung dahinter.
  • Fäkal riechendem Urin liegen Indol und Skatol zugrunde. Diese Substanzen entstehen beim Abbau von Aminosäuren durch den Keim E. coli im Darm. Bei Darm-Blasen-Fisteln (krankhaften Verbindungen) gelangen sie in den Urin. Auch eine Blaseninfektion mit E. coli kann zu einem fäkalen Geruch führen.
  • Für einen faulig riechenden Urin gibt es einige Ursachen, so z. B. die Ammoniumverbindung Cholin nach dem Verzehr von Eigelb, Erdnüssen oder Fleisch. Auch Brokkoli, Kohl und Senf können dem Urin eine faulige Note verleihen.
  • Hinter einem chemischen Uringeruch kann die Einnahme von Medikamenten (z. B. Fluorchinolone) oder B-Vitaminen stecken, aber auch eine Harninkontinenz.

Duftende Stoffwechselstörungen

Es gibt zudem zahlreiche seltene angeborene Erkrankungen des Stoffwechsels, die den Geruch des Urins einfärben. Bei der Leucinose duftet er nach Maggi oder verbranntem Zucker, Schweißfußgeruch weist auf die Isovalerianazidurie hin (beide Erkrankungen werden im Neugeborenenscreening erfasst). Auch die Phenylketonurie wird als angeborene Stoffwechselerkrankung im Neugeborenenscreening geprüft, sie verleiht dem Urin ein modriges Aroma. An Katzenurin erinnert der Urin von Kindern mit einem (überaus seltenen) Mangel an 3-Methylcrotonyl-CoA Carboxylase.

Quelle: Ärztezeitung

02.04.2024 | Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: ThamKC/shutterstock.com

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